Endlich warm – Beutenbau vom Hof am Deich

Ganz in Vergessenheit geraten war die Wärmedämmung für den Beutenbau der Bienen nie: Sigrun Mittl beispielsweise weist seit vielen Jahren auf die Vorzüge von wärmegedämmten Beuten hin. Und auch in der Praxis finden sich vereinzelt Imker, die teilweise seit Jahrzehnten mit wärmegedämmten Bienenwohnungen arbeiten, so zum Beispiel Stephan Rameil. Er und Jens Helbig betreiben gemeinsam die Demeter „Imkergemeinschaft Hof am Deich“ in Düsseldorf Meerbusch.

Auf dem Markt sucht man gut isolierte Beuten bislang allerdings vergeblich: Einzig Stroh und Schilfbeuten wie die von David Junker können in dieser Disziplin punkten. Auch Styroporbeuten muss man natürlich eine gewisse Wärmedämmung zugestehen, diese verbieten sich meiner Meinung nach aber bereits aus Gründen der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.

Stephan Rameil hat auch in der Vergangenheit bereits Beuten mit Wärmedämmung gebaut und vertrieben, es gibt bereits verschiedene Versionen der Ramelli Beute. Seit 2019 ist die in der Imkergemeinschaft ersonnene Ramelli 18 im Einsatz und wird auf ihre Betriebstauglichkeit geprüft. Jetzt, im 3. Jahr des Betriebs, haben die Beutenbauer die Bienenwohnung für tauglich befunden und geben sie für den Verkauf frei. Nach eigener Aussage ist ihnen mit dem Einsatz der Beute gelungen auf jegliche Behandlung gegen Varroa Milben zu verzichten.

Die Geometrie des Brutraums ist ein schlanker und hoher Raum mit lediglich 31l Volumen. Dieses kleine Volumen könnte verantwortlich dafür sein, dass die Honigbienen besser mit dem Parasiten Varroa klarkommen. Die Verkleinerung des Brutraums ist die wesentliche Veränderung zu Stephan Rameils vorangegangenen Konstruktionen. Ein Zusammenhang zwischen Brutraumvolumen und Überlebensfähigkeit der Honigbienen wird bereits durch Studien von Tom Seeley nahegelegt. Der Durchmesser des Zylinders beträgt 18cm und findet sich in der Namensgebung der Beute wieder.

Der Außendurchmesser der Bienenwohnung beträgt 44cm und die Höhe des Brutraums 100cm. Der Wandaufbau ist doppelwandig und mit Schafswolle gedämmt. Innen, den Brutraum begrenzend, befinden sich allseitig 6cm Massivholz. Die äußerste Holzschicht ist lediglich 1,2cm stark, der 6cm breite Hohlraum zwischen den Wänden ist komplett mit Schafwolle gefüllt. Die Beutenbauer demonstrieren mit dieser Konstruktion ihren Sachverstand, sie haben das Zusammenspiel von Wärmekapazität und Wärmedämmung verstanden und erfolgreich umgesetzt. Die außenliegende Wärmedämmung in Kombination mit der dünnen äußeren Wandung als Wetterschutz ist sinnvoll und vermeidet einen Kondenswasseranfall in inneren Bereichen. Das die Honigbienen umgebende Massivholz bleibt so ganzjährig trocken. Die Schafswolle selber ist eine sehr gute ökologische Wärmedämmung, sie ist in der Lage ähnlich wie Holz und Hanf Luftfeuchtigkeit aufzunehmen/abzugeben und temporär physikalisch und chemisch zu binden. Auf diese Weise steht bei temporären Belastungsspitzen mit hoher Luftfeuchte kein freies Wasser für Schimmelbildung zur Verfügung. Die verwendete Schafwolle ist selbstverständlich unbehandelt und sogar ungewaschen. Auch nach Jahren im Einsatz gibt es keinen Mottenbefall.

Hitzeschutz Ramelli 18
Berechnung des Hitzeschutze der Wandungen der Ramelli 18 Beute mittels Software aus dem Häuserbau

Der beschrieben Wandaufbau führt analog zu Berechnungen aus dem Häuserbau zu einer theoretischen Amplitudendämpfung von 5,7 und einer Phasenverschiebung von 6,7h. Diese Werte sind für den sommerlichen Hitzeschutz von besonderer Bedeutung: Bei einer angenommenen täglichen Temperaturschwankung von 20°C würde die Temperatur auf der Oberfläche der Innenwände also lediglich um 3,5°C schwanken. Das Maximum der Temperatur innen würde zeitversetzt um 6,7h zu dem Maximum außen auftreten, zu diesem Zeitpunkt sind die Außentemperaturen bereits gesunken und eine eventuell notwendige Kühlung durch die Bienen ist weniger aufwendig und effektiver. Die ausgezeichnete Wärmedämmung macht es den Bienen leicht ihr gewünschtes Innenklima zu pflegen.

Die Honigbienen dürfen ihren Wabenbau in der Beute nach eigenen Vorstellungen im Stabilbau errichten, es gibt keine Rähmchen und keine vorgegebenen Mittelwände. Auch sonst ist die Betriebsweise mit der Beute denkbar einfach: Einfach machen lassen. Gucken, staunen und ein kleine Menge Honig ernten ist die Devise für künftige Käufer der Beute.

Eine Besonderheit der Rameli 18 sind die großzügigen Sichtfenster über die ganze Höhe der Bienenwohnung. So bietet sich für den Betrachter ein großartiger Einblick in das Innenleben des Bienenstocks ohne die Bienen dabei stören zu müssen.

Die Sichtfenster lassen sich öffnen, so kann bei Bedarf auf den Wabenbau zugegriffen werden. Eine Honigprobe im Verdachtsfall von Faulbrut lässt sich aber auch von oben entnehmen.

Unterhalb des Brutraums lässt sich eine Varroa Windel einlegen. Aus dem Gemüll auf der Windel lässt sich auf viele Vorgänge im Bienenvolk schließen, auch etliche Krankheiten und die Anwesenheit und Anzahl von Parasiten lassen sich so gut abschätzen.

Der Bienenwohnung lässt sich ein Honigraum aufsetzen, welcher nach der Honigernte kurzerhand zur Wärmedämmung umfunktioniert wird. Dies geschieht einfach durch das Einsetzen eines passgenauen Blocks aus Holzfaserdämmung. Der Honigraum hat die Innenmaße einer Mini Plus Zarge und ist ebenso wie der Brutraum der Beute gedämmt (Außemmaß 44cm, Innenmaß 23cm, Höhe 17cm). In diesem Volumen von 9l finden sechs Mini plus Rähmchen Platz, mit dem einmaligen Aufsetzen des Honigraums im Jahr lassen sich so immerhin etwa 6kg Honig ernten.

Die Idee der wechselweise als Honigraum und Wärmedämmung fungierenden Honigraumzarge lässt sich auch leicht auf andere Systeme übertragen. So können Imker mit klassischen Magazinbeuten ihre Bienen mit Leichtigkeit am Deckel mit einer vernünftigen Wärmedämmung versorgen.

Das Flugloch der Beute ist ein runder Tunnel (Durchmesser 4,5cm) mit 13cm Länge. Die Größe des Fluglochs wäre selbst für eine im Normalbetrieb nicht vorgesehene Fütterung mit Flüssigfutter groß genug, die Bienen hätten ausreichend Platz für die dann notwendige starke Ventilation und den gleichzeitigen normalen Flugbetrieb. Durch die Geometrie des Fluglochs lässt sich die Beute gut gegen Eindringlinge verteidigen, ein gesundes Volk hat hier keine Probleme mit Räubern.

Flugloch Ramelli 18
Flugloch der Bienenbeute Ramelli 18

Der Preis für die Beute liegt bei 760€ brutto, inklusive Honigraum.

Fazit: Lieblingsbeute. Ich habe keinen Verbesserungsvorschlag. Ich hoffe die Konstrukteure sind damit erfolgreich und möglichst viele Bienenhalter entscheiden sich für diese Beute.